Albert Schweitzer Realschule plus Koblenz-Asterstein
Fifty-fifty heißt hier KESch = Cash durch Energie sparen
Begriff
Die Abkürzung KESch bedeutet Klimaschutz und Energiesparen an Koblenzer Schulen. Das Programm wurde aus den bekannten fifty:fifty-Modellen entwickelt. Bei diesen in Hamburg und Hannover üblichen Modalitäten verspricht eine Schule Energie einzusparen. 50 % des nach einem Jahr eingesparten Geldes erhält die Schule dann zur freien Verfügung. Den Rest behält die Kommune.
In Koblenz wurde das Modell etwas modifiziert. 30 % des eingesparten Geldes erhält Schule zur freien Verfügung, 30 % die Stadt (“Haushaltssanierung”), 40 % sind für kleinere Investitionen gedacht. Mittel aus diesem Topf können von allen Schulen für Energiemaßnahmen beantragt werden. 0,50 € pro SchülerIn steht den am Projekt teilnehmenden Schulen direkt zu.
Entwicklung
Ursprünglich handelte es sich um eine Idee des rheinland-pfälzischen BUND-Arbeitskreis Energie, den der Autor leitet. Was lag näher als die Schule des AK-Sprechers zur Versuchsschule zu machen? Etwa zeitgleich wurde unabhängig davon ein ähnlicher Antrag im Koblenzer Stadtrat durch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gestellt.Im Spätjahr 1996 fand ein Gespräch zwischen Vertretern des Schulverwaltungsamtes, des Maschinenamtes und der Schule statt. Die Stadt signalisierte Zustimmung. Es folgte ein Konferenzbeschluss der Schule und die endgültige Zusage der Stadt. Im Frühjahr 1997 wurde ein Vertrag zwischen Schule und Stadt geschlossen. Darin verpflichtet sich die Schule, auf Energieeinsparung durch pädagogische und organisatorische Maßnahmen hinzuarbeiten. Die Stadt sagt die Auszahlung von 30 % der eingesparten Gelder zu. Der Vertrag bezieht sich auf den durchschnittlichen Energieverbrauch der letzten drei Jahre bei Strom und Heizung, bei letzterer wurden die Zahlen witterungsbereinigt. Vertragsbeginn ist der 1.1.97.
Kleine oder regelmäßige Aktionen
Der Versuch einer Schule, Energie einzusparen, ist natürlich ohne größere und sich wiederholende Aktivitäten einer Steuerungsgruppe nicht möglich. So wurde eine Energiespargruppe aus Schulleitung, SchülersprecherInnen, Hausmeister, LehrerInnen und seit neuerdings auch Eltern gegründet. Eine Umfrage unter den SchülerInnen über die energetischen Verhältnisse in der Schule und ihre Bereitschaft zur Mitwirkung brachte positive Ergebnisse. Verschiedene Aktionen wurden seitdem gestartet:
- Infoblätter an LehrerInnen
- Energiespartips der Woche (als Poster)
- diverse weitere Plakate und Poster
- Ernennung von Energiesparingenieuren (SchülerInnen als Prüfer)
- Broschüre über schulspezifische Energiespartips (für Schüler; spezielle für neue, 5. Schuljahre)
- Faltblatt des Umweltamtes in Zusammenarbeit mit der Schule
- Information neuer LehrerInnen/SchülerInnen
- Vortrag durch Vertreterin der EVM = Energieversorgung Mittelrhein in Gesamtkonferenz
- immer wiederkehrende Erneuerung des Energiespargedankens durch persönliche Ansprache von LehrerInnen und SchülerInnen sowie Durchsprechens der oben genannten Broschüre
- Energieausstellungen (Plakate und reale Objekte) in den Schulräumen
- Deutliche Bevorzugung von Bahn und Linienbus bei Klassenfahrten und Ausflügen
- Einweihung Solaranlage
- Umweltbeauftragte der Klassen (je 2) - Schulungen
- Vortrag bei Abschlussveranstaltung Energietisch Koblenz
- Teilnahme am Wettbewerb von BAUM
- theoretisches Konzept zur Weiterentwicklung der ökologischen Profilierung (17.9.01)
- Antrag auf ökologische Schule (seit 2002)
- Projekttag zum Thema Umwelt mit Eröffnung des Streuobstwiesenlehrpfades durch OB (Schilder durch SchülerInnen der Umwelt-AG hergestellt).
- Lehrerexkursion zu einer Windkraftanlage
- Ausstellung „Mensch und Energie“ (Karikaturen) in den Schulräumen
Ergebnisse
Die Erfolge beim Energiesparen haben die gesamte Energiespargruppe bereits im ersten Jahr sehr erstaunt. Aber auch in den Folgejahren waren erhebliche Mengen an Energie einzusparen. Dabei überrascht vor allem der hohe Prozentsatz beim Strom. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Jahr | Einsparung Wärme | Einsparung Strom | eingesparte Kosten ca. | Anteil der Schule ca. | 1997 | 5,9 % | 23,9 % | 13 000 DM | 3 900 DM | 1998 | 2,1 % | 25,4 % | 11 000 DM | 3 300 DM | 1999 | 0,6 % | 27,1 % | 9 200 DM | 2 750 DM | 2000 | 0,0 % | 25,5 % | 7 800 DM | 2 350 DM | 2001 | 17,1 % | 22,0 % | 13 300 DM | 4 000 DM | 2002 | 1,2 % | 26,1 % | 4 300 € | 1 300 € | 2003 | 9,0 % | 22,4 % | 6 400 € | 1 950 € | 2004 | 0,0 % | 22,0 % | 5 150 € | 1 550 € | 2005 | 13,6 % | 21,3 % | 8 500 € | 2 550 € | 2006 | 0,0 % | 21,6 % | 4 800 € | 1 450 € | 2007 | 0,0 % | 28,9 % | 9 00 € | 2 800 € | 2008 | 0,0 % | 21,4 % | 7 250 € | 2 150 € | 2009 | 0,0 % | 13,5 % | 4 300 € | 1 300 € | gesamt | 3,8 % | 23,2 % | 77 850 € | 23 350 € |
Bemerkung: Die finanziellen Ergebnisse hängen von der Preisentwicklung bei Gas und Strom ab. |
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Größere Aktionen
a) Heizkörperisolierung
Eine sehr aufwändige Maßnahme war es, alle Heizkörper der Schule mit Reflexionsfolie zu versehen (über 400 laufende Meter). Teilweise wurde bei wärmetechnisch kritischen Stellen zusätzliche Styropor-Dämmung verwendet. Eine Klasse beschäftigte sich mit diesem Projekt mehrere Wochen, wobei dieses durchaus positiv auch im Sinne von Schule gesehen werden darf. Gerade unsere Schulform, die Duale Oberschule, legt auf diesen Praxisbezug größten Wert.Kosten fielen für die Schule keine an. Teilweise wurden die Materialien von Baumärkten gespendet, teilweise übernahm die Stadt Koblenz die Begleichung der Rechnungen (aus KESch-40%-Topf).
b) Fotovoltaikanlage
Der Bau einer 1 kWp-Fotovoltaikanlage wurde 1998 bei der Stadt beantragt. Durch Teilnahme an dem Programm “Sonne in der Schule” der Bundesregierung wurde ein Zuschuss von 6 000 DM möglich. Ein weiterer Zuschuss wurde beim EVU (KEVAG) beantragt und bewilligt (3 000 DM).
Die Kosten betrugen knapp 15 000 DM plus Planungskosten der Stadt. Diese übernahm die restlichen Kosten aus KESch-Mitteln (40 %-Topf). Die Errichtung der Anlage folgte im Herbst 1998 und wurde vom Oberbürgermeister höchstpersönlich in Betrieb gesetzt. Per Computer-Anschluss können jederzeit Einstrahlung, Erzeugung gleichstromseitig und wechselstromseitig abgerufen werden.
c) Bewegungsmelder
Aus KESch-Mitteln (teils 40%-Topf, teils eigene 30%-Mittel) wurden in zwei Fluren versuchsweise Bewegungsmelder installiert. Die dunklen Flure erhellen sich automatisch, das Licht brennt nicht mehr unnötig. Später erhielten auch der obere und der untere Vorraum Bewegungsmelder. Im Jahr 2008 kommen zwei weitere Flure hinzu. Eine Fernbedienung für die Bewegungsmelder in den Vorräumen erhielt der Hausmeister. Ein Klassenraum erhielt zur Probe eine automatische Lichtanlage.
d) Lichtschalter markieren
Eine Klasse markierte alle Lichtschalter der Schule. Dadurch wird unbeabsichtigtes, falsches Betätigen von Lichtschaltern reduziert. Der erste Versuch mit Aufklebern geht schief, weil die Sch. Die Markierungen (aus Unfug) wieder entfernten. Neue, farbige Lichtschalter, auf eigene Kosten besorgt, sorgten für Abhilfe.
e) Temperaturen messen
In allen beheizten Räumen der Schule wurde kurz vor Unterrichtsbeginn zweimal die Temperatur gemessen. Es folgte ein Vorschlag an den Hausmeister bzgl. des Umstellens von Thermostaten.
Veränderungen in beiden Richtungen waren nötig, allerdings vermehrt hin zu tieferen Temperaturen. Nach dem Umstellen wurde nochmals nachgemessen.
f) Treppenlichtschalter
Alle Flure, Vorräume und Treppenhäuser (außer denen in c))wurden mit Treppenlichtschaltern ausgestattet (finanziert aus eigenen KESch-Mitteln).
g) Wettbewerb „Die umweltfreundlichste Klasse“
Während der Heizperiode werden vom Umweltausschuss alle Klassen je zweimal wöchentlich auf energiebewusstes Verhalten kontrolliert. Es gibt Minus- und Pluspunkte. Auf Sauberkeit und Mülltrennung wird ebenfalls geachtet. 5 Preise für die Sieger im Wert von etwa 300 €.
h) Sonnenkollektor
Auf dem Dach der Turnhalle wurde im Herbst 2002 ein Sonnenkollektor montiert. Es handelt sich um einen Selbstbaukollektor der Volkshochschule Koblenz. Zwei Kassetten zu je 6 m2 wurden von einer Installationsfirma mit der Brauchwasseranlage verbunden. Die Kosten wurden über KESch 40 finanziert.
i) Hausordnung
Die Hausordnung wurde unter ökologischen Aspekten überarbeitet und nach Beschluss der entsprechenden Gremien in Kraft gesetzt.
j) Treppenhaus streichen
Um mehr Licht ins Treppenhaus zu bringen, wurden in mehreren samstäglichen Aktionen mit Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern das Treppenhaus in einem hellen Ton gestrichen.
k) Schaukastenbeleuchtung
Mittels einer Solarzelle, die wir bei einem Wettbewerb gewonnen haben, laden wir Akkus auf. Diese dienen dann zum Betrieb von sehr sparsamen Leuchtdioden, die aber dennoch leicht in der Lage sind unsere Schaukästen auszuleuchten.
l) Außenmöblierung
Im Jahr 2006 wurde mit dem Kauf von Tischen und Bänken für ein grünes Klassenzimmer und Sitzgelegenheit für den Schulhof begonnen. Zurzeit verfügen wir über vier Tisch-Bank-Kombinationen, drei Bänke mit einem Tisch und zwei runden Tischen mit umlaufenden Bänken. Der weitere Ausbau ist geplant. SchülerInnen besorgen den wetterfesten Anstrich.
m) Anschaffungen für den sportlichen Bereich
Im Laufe der Zeit wurden angeschafft: eine Volleyball-Anlage für den Außenbereich, Basketball-Kettennetze für den Außenbereich, Tischtennisschläger und weitere Spielmaterialien zur Ergänzung der vorhandenen Spieleausstattung für die Pausen, eine Kletterwand, ein Verleihpavillon für Spielgeräte (Pausen), Spielgeräte, Bälle / Pumpe für Pausen bzw. Ganztagsschüler, ein Kicker, ein Billardspiel.
Weiteres
Außer den bereits genannten Reinvestitionen wurden die eigenen KESch-Mittel (30%-Topf) verwendet für
- Logo-Wettbewerb mit Preisen
- Einrichtung einer Mediothek
- Sicherungsprogramme für die Computerräume
- Mikrowelle für die SchülerInnen sowie Kochplatten
- Dampfdruckkochtöpfe für die Schulküche
- Umwelt-Lexika sowie Lexika für alle Klassenräume
- 15 Digitalwaagen für die Naturwissenschaften
- Hortensien und ähnliche Schattenblumen zur Verschönerung des Atriums
- Steingartenpflanzen für unsere Trockenmauer
- Großanzeige für unsere Fotovoltaikanlage mit Messung der momentanen Leistung und der erzeugten Kilowattstunden pro Tag und insgesamt.
- Einrichtung für den Schüleraufenthaltsraum
- Brennstoffzelle für Physik/Chemie
- Diverse Gerätschaften für Chemie
- Thermometer für alle Klassen- und Fachräume
- Digitales Thermometer für den Hausmeister
- Alkoholtestgerät für die Chemie / Biologie
- Regale für alle Klassenräume
- Farbe für Linierung des Schulhofes (Mofa-AG)
- Gartenwerkzeuge für die Umwelt-AG
- Farbe für Linierung Lehrerparkplatz
- Kontrolle der PV-Anlage (wg. geringer Leistung)
- Erneuerung der Teichanlage
- Vitrinenbeleuchtung über Solarakku-System und Leuchtdioden
- Linierung und Beschilderung des Lehrerparkplatzes
- Zuschuss Schülerbibliothek
- Fernseh-Video-CD-Kombination mit fahrbarem Schrank
- Anti-Drogen-Theater
Wichtig ist auch eine begleitende Pressearbeit und eine gute Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Stadt Koblenz. Die KESch-Idee wird zudem bei Seminaren, Ausstellungen und Vorträgen bekannt gemacht.
Letztendlich ist unsere Schule auch Teilnehmer am NökoSch-Projekt (=Netzwerk ökologisch profilierter Schulen) der Landesregierung mit Zertifizierung als ökologische Schule.
Michael Carl, Lehrer an der Realschule plus Koblenz