Energetische Nutzung
Positionspapier des BUND Landesverband Rheinland-Pfalz
beschlossen auf der Landesdelegiertenversammlung in Lambrecht am 12.04.2008.
Grundsätzliches
Die Biomasse nimmt innerhalb der regenerativen Energien einen hohen Stellenwert ein. Der BUND Rheinland-Pfalz steht der Nutzung von Biomasse (Nachwachsende Rohstoffe und Rest-Biomasse) positiv gegenüber. Basis der Diskussion ist allerdings eine drastische Energie-Einsparung, die mittelfristig 50 % erreichen soll. Die bereits eingetretenen und die noch zu erwartenden Klimaveränderungen erfordern ein schnelles Handeln. Zahlreiche Studien beweisen, dass langfristig Einsparpotentiale in der Größenordnung zwischen 80 - 90% in den Industrienationen erforderlich und möglich sind, um der globalen Klimaproblematik wirksam entgegentreten zu können.
Kriterien
Bei der energetischen Nutzung ist der gesamte Lebenszyklus vom Anbau, über die Verarbeitung, den Transport und die Nutzung bis hin zur Reststoffverwertung zu berücksichtigen. Der BUND heißt die energetische Nutzung erst dann
gut, wenn
• keine zur Ernährung der Bevölkerung notwendigen Lebensmittel
verwendet werden.
• eine ganzheitliche Energiebilanz positiv ausfällt
• die Bewirtschaftung den Vorgaben des ökologischen
Land- und Waldbaus unterworfen wird, um den Energieeinsatz
und die Umweltauswirkungen zu minimieren.
• keine dem Naturschutz gewidmete oder dafür vorgesehene
Flächen in Anspruch genommen werden.
• die gesetzlich und politisch definierten Ziele des Naturschutzes
nicht gefährdet werden.
• Mindestkriterien in Hinblick auf Umweltschutz, Gewässerschutz,
Naturschutz eingehalten werden.
• keine gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden.
Optimale Nutzung
• Bei ökologischer Gleichwertigkeit hat eine stoffliche Verwertung Vorrang.
• Auf weitgehende Schadstofffreiheit ist in allen Bereichen (von der Erzeugung bis zur Nutzung) zu achten. Dies gilt auch für Feinstaub.
• Es sind kurze Transportwege einzuhalten.
• Das begrenzte Potential der energetisch nutzbaren Biomasse erfordert eine rationelle und sparsame Nutzung.
• Priorität der energetischen Nutzung von Biomasse hat deren Umwandlung und Nutzung in Strom und Wärme in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Die Verwertung nachwachsender Energieträger in Großkraftwerken ist wegen des schlechten Wirkungsgrades derselben (ca. 40%) abzulehnen. Neue Entwicklungen für kleine, dezentrale Verbrennungsanlagen mit Wirkungsgraden, die deutlich über denen von Großkraftwerken liegen, sind vorzuziehen. Der KWK-Einsatz von Biomasse kann in Holzheizkraftwerken oder Biogasanlagen mit Nahwärmenetz erfolgen.
• Die Nutzung von Rest-Biomassen(Landschaftspflegeschnitt, Bioabfall, Schlachtabfälle, sonstige Lebensmittelabfälle, Gülle und Festmist, Klärschlämme usw.) steht vor der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen.
• Bei den nachwachsenden Rohstoffen steht die Nutzung von naturbelassenem Holz an erster Stelle.
• An zweiter Stelle stehen die so genannten Energiepflanzen, schnellwachsende Gras-/ Schilfarten mit einem hohen CO2-Bindevermögen und großem Biomasseanteil,
die in ihren verschiedenen Varianten unter den vorgenannten Bedingungen weltweit ökologisch angebaut werden können. Ist mit dem Anbau dieser Pflanzen eine Intensivierung der Landwirtschaft verbunden, wird er abgelehnt.
• Des Weiteren sind Ölpflanzen zu nennen, bei denen Raps und Sonnenblumen durch Leindotter, Öllein
usw. ergänzt werden sollten.
• Pflanzenöl bietet nur dann eine sinnvolle Export-Chance für bevorzugte Länder, wenn über den Eigenbedarf hinaus
und nachhaltig produziert wird. Eine Rodung von Regenwäldern zum Zweck des Energiepflanzenanbaus wird abgelehnt. Ökologische und soziale Mindeststandards
müssen eingehalten werden.
• Die Verwendung von Pflanzenöl muss in weitgehend unverarbeiteter Form erfolgen. Die Veredelung im industriellen Maßstab zur Anpassung an herkömmliche Motortechnologie
(z.B. so genannter Bio-Diesel oder BTL) ist
unnötig energieaufwändig und steht unsererseits erwünschten dezentralen Wirtschaftsstrukturen diametral entgegen. Weltweit gibt es über 400 Pflanzenarten mit
ölhaltigen Bestandteilen, die ökologisch angebaut werden können. Die anfallenden Presskuchen sind als Tierfutter oder in der Lebensmittelherstellung einsetzbar, können aber auch einer weiteren energetischen Verwendung zugeführt werden.
• Dezentrale Biogasanlagen sind zu bevorzugen.
• Eine Nutzung in stationären Anlagen ist wegen des höheren Wirkungsgrades einer Verwendung im Verkehrsbereich vorzuziehen. Die Entwicklung und der Betrieb Treibstoff sparender Fahrzeuge hat Priorität gegenüber
der Verwendung von Biotreibstoffen.
• Eine Aufbereitung von Biogas zu Erdgas wird befürwortet, wenn damit eine Erhöhung des Gesamtwirkungsgrades verbunden ist.
Position_Biomasse_LV_2008 (PDF, 40 kB)
Erstellt vom Arbeitskreis Energie des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
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